Wenn wir Menschen ausbrennen...

Sabrina Lackner • 15. Juli 2020

„Geh du voran", sagte die Seele zum Körper. "Denn auf mich hört er ja nicht."

"In Ordnung‘" sagte der Körper. "Ich werde krank werden, dann hat er Zeit für dich.“

(aus Faust; J.W. von Göthe)


Ausgebranntsein - was ist das eigentlich?

Burnout beschreibt einen Zustand tiefer emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung. Die Betroffenen können sich nur schlecht konzentrieren, machen viele Fehler. Manche verlieren auch die Energie für ihr Privatleben. Burnout wird meist auf Überforderung und Stress im Beruf zurückgeführt. Die Ursachen sind aber vielfältig.

Die ersten Symptome des Ausgebranntseins zeigen sich darin, dass Betroffene nicht mehr gerne zur Arbeit gehen, nicht mehr abschalten und regenerieren können, das Gefühl der Überforderung spüren, sich in einem gefühlten Hamsterrad befinden und Nervosität, Reizbarkeit und innerliche Unruhe wahrnehmen. Weitere Symptome zeigen sich in Schlafstörungen – frühes Aufwachen, wenig Schlaf, kein Durschlafen – begleitet von ständiger Müdigkeit und Erschöpfung. Hinzu kommen psychosomatische Symptome – Symptome ohne oder ohne ausreichende körperliche Befunde – wie Kopfschmerzen, Muskelverspannungen, Rückenprobleme, Gastrointestinale Syndrome (Magengeschwür, Verdauungsprobleme..), Tinnitus, Gehörsturz uvm. Distanziertheit, Zynismus, Leistungseinbußen und das Gefühl mangelnder Anerkennung können bis hin zur Depression die Folge sein.

Die Ursachen sind vielfältig: Unsere westliche Leistungsgesellschaft, drohende Arbeitslosigkeit, die Komplexität und Schnelligkeit des modernen Lebens. Zeitdruck im Beruf, weniger Personal und mehr Leistung, Überforderung, Fremdbestimmung, Empfinden von Sinnlosigkeit, soziale Konflikte wie Mobbing, Bossing oder Staffing sowie Schichtarbeit können weitere Ursachen für die Entstehung eines Burnouts sein. Und auch private Umstände wie Mehrfachbelastungen, Pflegefälle in der Familie, finanzielle Belastungen, Beziehungskonflikte, Probleme mit Kindern und Schicksalsschläge können zur Entstehung eines Burnouts beitragen. Zudem zeichnen sich Betroffene durch eine individuelle Persönlichkeit gekennzeichnet von hohen Ansprüchen sich selbst gegenüber, nicht bearbeiteten Altlasten, zu wenig Stressbewältigungsfähigkeiten sowie starken inneren Antreibern aus.

Die 12 Stadien des Burnouts

Das Burnout wird in 12 Stadien unterteilt.

1. Leistungszwang, Übersehen der eigenen Grenzen


  • Besondere Begeisterungsfähigkeit für die Arbeit
  • Erhöhte Erwartungen an sich selbst
  • Übersehen eigener Grenzen und Zurückstellen eigener Bedürfnisse

2. Verstärkter Einsatz, Übernahme neuer Aufgaben, wenig Delegation


  • Besondere Bereitschaft zur Übernahme von neuen Aufgaben
  • Freiwillige Mehrarbeit und unbezahlte Überstunden, auch an freien Tagen, am Wochenende und in der Urlaubszeit
  • Gefühl der Unentbehrlichkeit

3. Vernachlässigung eigener Bedürfnisse


  • Chronische Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
  • Mehrkonsum von Kaffee, Aufputschmitteln bzw. Zigaretten
  • Gelegentliche Schlafstörungen

4. Verdrängen von Konflikten und Bedürfnissen


  • Fehlleistungen wie z.B.: Vergessen von Terminen, Nichterledigen von versprochenen Aufgaben, Ungenauigkeit, Energiemangel, Schwächegefühl
  • Aufgabe von Hobbys

5. Umdeutung von Werten


  • Abstumpfung und Aufmerksamkeitsstörungen
  • Meiden privater Kontakte, die als belastend empfunden werden
  • Probleme mit dem/r PartnerIn, mit Zeichen des Beziehungs-Burnouts

6. Problemverleugnung


  • Gefühl mangelnder Anerkennung, Desillusionierung
  • Widerstand, täglich zur Arbeit zu gehen; Arbeitszeiteinstellung, die als innere Kündigung bezeichnet werden kann
  • Vermehrte Fehlzeiten, verspäteter Arbeitsbeginn, vorverlegter Arbeitsschluss

7. Sozialer Rückzug, Ängste


  • Orientierungs- und Hoffnungslosigkeit, Ohnmachtsgefühle, innere Leere
  • Ersatzbefriedigung durch Essen, Alkohol, Drogen, Spielen, Sexualität
  • Abbau der kognitiven Leistungsfähigkeit, Ungenauigkeit, Desorganisation, Entscheidungsunfähigkeit
  • Psychosomatische Reaktionen, Gewichtsveränderungen, Herzklopfen, Bluthochdruck

8. Verhaltensänderung


  • Eigenbrötelei, Selbstmitleid, Einsamkeit, ärgerliche Reaktionen auf gut gemeinte Zuwendung
  • Verringerte Initiative - verringerte Produktivität: Dienst nach Vorschrift
  • Verflachung des sozialen Lebens: Gleichgültigkeit, Gefühl der Sinnlosigkeit
  • Verflachung des sozialen Lebens: Wenig persönliche Anteilnahme an anderen, gleichzeitig exzessive Bindung an Einzelne, Meidung beruflich-sozialer Kontakte

9. Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit


  • Entfremdung, Gefühl des Abgestorbenseins und innere Leere
  • Automatenhaftes Funktionieren
  • Psychosomatische Reaktionen treten noch mehr in den Vordergrund

10. Innere Leere


  • Wechsel zwischen starken schmerzhaften Emotionen mit dem Gefühl des inneren Abgestorbenseins
  • Phobische Zustände, Panikattacken und Angst vor Menschen
  • Eigenbröteleien, Einsamkeit, negative Einstellung zum Leben
  • Fallweise exzessive sinnliche Befriedigung wie z.B.: Kaufräusche, Fressattacken, exzessiver Sex ohne wirkliche Befriedigung

11. Depression und Verzweiflung


  • Negative Einstellung zum Leben, Hoffnungslosigkeit
  • Erschöpfung, starker Wunsch nach Dauerschlaf
  • Existenzielle Verzweiflung, Selbstmordgedanken und -absichten

12. Völlige Erschöpfung


  • Lebensgefährliche geistige, körperliche und emotionale Erschöpfung
  • Angegriffenes Immunsystem, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magen-Darm-Erkrankungen
  • Suizidalität, Selbstmordgefahr

Was tun?

Die Heilungschancen bei frühzeitiger Behandlung sind sehr gut, unbehandelt droht dauerhafte Arbeitsunfähigkeit.


Kurzfristige Stressbewältigung


  • Tief ausatmen & innere Gefühle durch sufzen, stöhnen, schreien, weinen, lachen zum Ausdruck bringen
  • Distanz schaffen (räumlich, geografisch, mental, oder auch durch Situations – oder Rollenwechsel)
  • Abreagieren über Bewegung für einen schnelleren Abbau der Stresshormone im Blut
  • Ernährung
  • Entspannung
  • Rhythmus! (Tages- und Wochenrhythmus)

Längerfristige Stressbewältigung


  • Hobbys & Freundschaften pflegen
  • Einen persönlichen „Notfallkoffer“ erstellen: Was tut mir gut, wenn´s mir schlecht geht?
  • Schulung der Wahrnehmung z.B. Schulung der Basissinne, Achtsamkeit, Genuss
  • Spiritualität
  • Stellen Sie sich die Frage: Was gibt mir seelische Nahrung?


Stressbewältigung durch aktives Problemlösen


  • Suchen Sie sich professionelle Unterstützung
  • Lernen Sie, Prioritäten zu setzen
  • Verbessern Sie Ihr Zeitmanagement.
  • Führen Sie klärende Gespräche.
  • Organisieren Sie Strukturen und Prozesse neu.
  • Delegieren Sie Aufgaben.
  • Sagen Sie Nein.
  • Besuchen Sie Fortbildungen.
  • Und achten Sie gut auf sich.



Burnout-Prävention:

Wie können Sie Ihr Leben neu ergreifen und gestalten?


  • Machen Sie eine Ist-Analyse der Lebens- und Arbeitssituation
  • Stellen Sie sich folgende Frage: Was ist veränderbar? Love it, leave it or change it
  • Nutzen Sie Ressourcen und Energiequellen
  • Stellen Sie sich weitere Fragen: Was will ich wirklich? Wie will ich leben? Überdenken Sie Ihre Bedürfnisse, den Sinn und die Werte Ihres Lebens.
  • Stellen Sie sich die weitere Frage: Wie komme ich dorthin?
  • Dann geht’s an die Umsetzung und das Zeitmanagement.
  • Auch hier kann professionelle Unterstützung sehr gute Dienste leisten.



Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,

gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,

und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

(Amerikan. Pilgergebet, das Friedrich Christoph Oetinger (1702 - 1782) zugeschrieben worden ist.)


von Sabrina Lackner 6. Februar 2021
Zu viel Stress macht krank. Das wissen wir mehr oder weniger alle. Auch das Wort Stress ist ein vielseitig und im Alltag häufig verwendeter Begriff. Wir alle kennen Stress – Stress im Beruf, in der Partnerschaft, in der Familie, mit Freunden usw. Doch was ist Stress nun ganz genau? Im Grunde meint Stress so viel wie Druck, Belastung, unangenehme Spannung oder Überforderung. Zumindest wird Stress häufig mit diesen Begriffen assoziiert. Dabei wird Stress in zwei Formen unterschieden, denn Stress kann nicht nur schlechte Folgen haben, sondern auch positiv wirken. Wenn Stress positiv wirkt, dann sprechen wir in der Psychologie vom so genannten positiven Stress – dem Eustress. Wenn wir Menschen das Gefühl haben, dass wir die Belastungen und Herausforderungen unseres Lebens gut meistern können und damit den Stress als positiv wahrnehmen, dann spricht man vom so genannten Eustress. Wir haben das Gefühl, dass wir die Fähigkeiten haben, das jeweilige Problem zu bewältigen. Dadurch werden wir motiviert und leistungsfähiger, um eine Herausforderung zu bewältigen. Der negative Stress hingegen wird als Disstress bezeichnet. Zum Disstress gehören alle Anforderungen und Situationen, die man als negativ empfindet. Oft kann man die Anforderungen nicht zur eigenen Zufriedenheit bewältigen, weil unsere Fähigkeiten zur Bewältigung der Herausforderung nicht ausreichen. Angst, Spannung und Überforderung sind die Folge. Folglich sind noch einmal die Unterschiede zwischen Eu- und Disstress zusammengefasst:
von Sabrina Lackner 26. September 2020
...vom angeketteten Elefanten
von Sabrina Lackner 30. August 2020
"Was immer geschieht - es liegt an uns, Glück oder Unglück darin zu sehen." - Anthony de Mello
von Sabrina Lackner 4. Juni 2020
"Wir alle müssen unseren Weg gehen. Doch wir alle können auch den Mut aufbringen, die Richtung zu ändern."
von Sabrina Lackner 19. Mai 2020
Was ist der Unterschied zwischen PsychotherapeutIn, PsychiaterIn und PsychologIn?
von Sabrina Lackner 28. April 2020
"Vertrauen ist die stillste Form von Mut."
von Sabrina Lackner 14. April 2020
Wie Sie lernen können, durch positives Denken Ihr Leben zu verändern.
von Sabrina Lackner, MSc 6. April 2020
"Ich bin wertvoll, weil ich wertvoll bin."
Show More
von Sabrina Lackner 6. Februar 2021
Zu viel Stress macht krank. Das wissen wir mehr oder weniger alle. Auch das Wort Stress ist ein vielseitig und im Alltag häufig verwendeter Begriff. Wir alle kennen Stress – Stress im Beruf, in der Partnerschaft, in der Familie, mit Freunden usw. Doch was ist Stress nun ganz genau? Im Grunde meint Stress so viel wie Druck, Belastung, unangenehme Spannung oder Überforderung. Zumindest wird Stress häufig mit diesen Begriffen assoziiert. Dabei wird Stress in zwei Formen unterschieden, denn Stress kann nicht nur schlechte Folgen haben, sondern auch positiv wirken. Wenn Stress positiv wirkt, dann sprechen wir in der Psychologie vom so genannten positiven Stress – dem Eustress. Wenn wir Menschen das Gefühl haben, dass wir die Belastungen und Herausforderungen unseres Lebens gut meistern können und damit den Stress als positiv wahrnehmen, dann spricht man vom so genannten Eustress. Wir haben das Gefühl, dass wir die Fähigkeiten haben, das jeweilige Problem zu bewältigen. Dadurch werden wir motiviert und leistungsfähiger, um eine Herausforderung zu bewältigen. Der negative Stress hingegen wird als Disstress bezeichnet. Zum Disstress gehören alle Anforderungen und Situationen, die man als negativ empfindet. Oft kann man die Anforderungen nicht zur eigenen Zufriedenheit bewältigen, weil unsere Fähigkeiten zur Bewältigung der Herausforderung nicht ausreichen. Angst, Spannung und Überforderung sind die Folge. Folglich sind noch einmal die Unterschiede zwischen Eu- und Disstress zusammengefasst:
von Sabrina Lackner 26. September 2020
...vom angeketteten Elefanten
von Sabrina Lackner 30. August 2020
"Was immer geschieht - es liegt an uns, Glück oder Unglück darin zu sehen." - Anthony de Mello
von Sabrina Lackner 4. Juni 2020
"Wir alle müssen unseren Weg gehen. Doch wir alle können auch den Mut aufbringen, die Richtung zu ändern."
von Sabrina Lackner 19. Mai 2020
Was ist der Unterschied zwischen PsychotherapeutIn, PsychiaterIn und PsychologIn?
von Sabrina Lackner 28. April 2020
"Vertrauen ist die stillste Form von Mut."
von Sabrina Lackner 14. April 2020
Wie Sie lernen können, durch positives Denken Ihr Leben zu verändern.
von Sabrina Lackner, MSc 6. April 2020
"Ich bin wertvoll, weil ich wertvoll bin."
Show More
Share by: