„Geh du voran", sagte die Seele zum Körper. "Denn auf mich hört er ja
nicht."
"In Ordnung‘" sagte der Körper.
"Ich werde krank werden, dann hat er
Zeit für dich.“
(aus Faust; J.W. von Göthe)
Ausgebranntsein - was ist das eigentlich?
Burnout beschreibt einen Zustand tiefer emotionaler, körperlicher und geistiger Erschöpfung. Die Betroffenen können sich nur schlecht konzentrieren, machen viele Fehler. Manche verlieren auch die Energie für ihr Privatleben. Burnout wird meist auf Überforderung und Stress im Beruf zurückgeführt. Die Ursachen sind aber vielfältig.
Die ersten Symptome des Ausgebranntseins zeigen sich darin, dass Betroffene nicht mehr gerne zur Arbeit gehen, nicht mehr abschalten und regenerieren können, das Gefühl der Überforderung spüren, sich in einem gefühlten Hamsterrad befinden und Nervosität, Reizbarkeit und innerliche Unruhe wahrnehmen. Weitere Symptome zeigen sich in Schlafstörungen – frühes Aufwachen, wenig Schlaf, kein Durschlafen – begleitet von ständiger Müdigkeit und Erschöpfung. Hinzu kommen psychosomatische Symptome – Symptome ohne oder ohne ausreichende körperliche Befunde – wie Kopfschmerzen, Muskelverspannungen, Rückenprobleme, Gastrointestinale Syndrome (Magengeschwür, Verdauungsprobleme..), Tinnitus, Gehörsturz uvm. Distanziertheit, Zynismus, Leistungseinbußen und das Gefühl mangelnder Anerkennung können bis hin zur Depression die Folge sein.
Die Ursachen sind vielfältig: Unsere westliche Leistungsgesellschaft, drohende Arbeitslosigkeit, die Komplexität und Schnelligkeit des modernen Lebens. Zeitdruck im Beruf, weniger Personal und mehr Leistung, Überforderung, Fremdbestimmung, Empfinden von Sinnlosigkeit, soziale Konflikte wie Mobbing, Bossing oder Staffing sowie Schichtarbeit können weitere Ursachen für die Entstehung eines Burnouts sein. Und auch private Umstände wie Mehrfachbelastungen, Pflegefälle in der Familie, finanzielle Belastungen, Beziehungskonflikte, Probleme mit Kindern und Schicksalsschläge können zur Entstehung eines Burnouts beitragen. Zudem zeichnen sich Betroffene durch eine individuelle Persönlichkeit gekennzeichnet von hohen Ansprüchen sich selbst gegenüber, nicht bearbeiteten Altlasten, zu wenig Stressbewältigungsfähigkeiten sowie starken inneren Antreibern aus.
Die 12 Stadien des Burnouts
Das Burnout wird in 12 Stadien unterteilt.
1. Leistungszwang, Übersehen der eigenen Grenzen
- Besondere Begeisterungsfähigkeit für die Arbeit
- Erhöhte Erwartungen an sich selbst
- Übersehen eigener Grenzen und Zurückstellen eigener Bedürfnisse
2. Verstärkter Einsatz, Übernahme neuer Aufgaben, wenig Delegation
- Besondere Bereitschaft zur Übernahme von neuen Aufgaben
- Freiwillige Mehrarbeit und unbezahlte Überstunden, auch an freien Tagen,
am Wochenende und in der Urlaubszeit
- Gefühl der Unentbehrlichkeit
3. Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
- Chronische Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
- Mehrkonsum von Kaffee, Aufputschmitteln bzw. Zigaretten
- Gelegentliche Schlafstörungen
4. Verdrängen von Konflikten und Bedürfnissen
- Fehlleistungen wie z.B.: Vergessen von Terminen, Nichterledigen von
versprochenen Aufgaben, Ungenauigkeit, Energiemangel, Schwächegefühl
- Aufgabe von Hobbys
5. Umdeutung von Werten
- Abstumpfung und Aufmerksamkeitsstörungen
- Meiden privater Kontakte, die als belastend empfunden werden
- Probleme mit dem/r PartnerIn, mit Zeichen des Beziehungs-Burnouts
6. Problemverleugnung
- Gefühl mangelnder Anerkennung, Desillusionierung
- Widerstand, täglich zur Arbeit zu gehen; Arbeitszeiteinstellung, die als
innere Kündigung bezeichnet werden kann
- Vermehrte Fehlzeiten, verspäteter Arbeitsbeginn, vorverlegter
Arbeitsschluss
7. Sozialer Rückzug, Ängste
- Orientierungs- und Hoffnungslosigkeit, Ohnmachtsgefühle, innere Leere
- Ersatzbefriedigung durch Essen, Alkohol, Drogen, Spielen, Sexualität
- Abbau der kognitiven Leistungsfähigkeit, Ungenauigkeit, Desorganisation,
Entscheidungsunfähigkeit
- Psychosomatische Reaktionen, Gewichtsveränderungen, Herzklopfen,
Bluthochdruck
8. Verhaltensänderung
- Eigenbrötelei, Selbstmitleid, Einsamkeit, ärgerliche Reaktionen auf gut
gemeinte Zuwendung
- Verringerte Initiative - verringerte Produktivität: Dienst nach Vorschrift
- Verflachung des sozialen Lebens: Gleichgültigkeit, Gefühl der Sinnlosigkeit
- Verflachung des sozialen Lebens: Wenig persönliche Anteilnahme an
anderen, gleichzeitig exzessive Bindung an Einzelne, Meidung beruflich-sozialer Kontakte
9. Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit
- Entfremdung, Gefühl des Abgestorbenseins und innere Leere
- Automatenhaftes Funktionieren
- Psychosomatische Reaktionen treten noch mehr in den Vordergrund
10. Innere Leere
- Wechsel zwischen starken schmerzhaften Emotionen mit dem Gefühl des
inneren Abgestorbenseins
- Phobische Zustände, Panikattacken und Angst vor Menschen
- Eigenbröteleien, Einsamkeit, negative Einstellung zum Leben
- Fallweise exzessive sinnliche Befriedigung wie z.B.: Kaufräusche,
Fressattacken, exzessiver Sex ohne wirkliche Befriedigung
11. Depression und Verzweiflung
- Negative Einstellung zum Leben, Hoffnungslosigkeit
- Erschöpfung, starker Wunsch nach Dauerschlaf
- Existenzielle Verzweiflung, Selbstmordgedanken und -absichten
12. Völlige Erschöpfung
- Lebensgefährliche geistige, körperliche und emotionale Erschöpfung
- Angegriffenes Immunsystem, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magen-Darm-Erkrankungen
- Suizidalität, Selbstmordgefahr
Die Heilungschancen bei frühzeitiger Behandlung sind sehr gut, unbehandelt droht dauerhafte Arbeitsunfähigkeit.
Kurzfristige Stressbewältigung
- Tief ausatmen & innere Gefühle durch sufzen, stöhnen, schreien, weinen, lachen zum Ausdruck bringen
- Distanz schaffen (räumlich, geografisch, mental, oder auch durch Situations – oder Rollenwechsel)
- Abreagieren über Bewegung für einen schnelleren Abbau der Stresshormone im Blut
- Ernährung
- Entspannung
- Rhythmus! (Tages- und Wochenrhythmus)
Längerfristige Stressbewältigung
- Hobbys & Freundschaften pflegen
- Einen persönlichen „Notfallkoffer“ erstellen: Was tut mir gut, wenn´s mir schlecht geht?
- Schulung der Wahrnehmung z.B. Schulung der Basissinne, Achtsamkeit, Genuss
- Spiritualität
- Stellen Sie sich die Frage: Was gibt mir seelische Nahrung?
Stressbewältigung durch aktives Problemlösen
- Suchen Sie sich professionelle Unterstützung
- Lernen Sie, Prioritäten zu setzen
- Verbessern Sie Ihr Zeitmanagement.
- Führen Sie klärende Gespräche.
- Organisieren Sie Strukturen und Prozesse neu.
- Delegieren Sie Aufgaben.
- Sagen Sie Nein.
- Besuchen Sie Fortbildungen.
- Und achten Sie gut auf sich.
Burnout-Prävention:
Wie können Sie Ihr Leben neu ergreifen und gestalten?
- Machen Sie eine Ist-Analyse der Lebens- und Arbeitssituation
- Stellen Sie sich folgende Frage: Was ist veränderbar? Love it, leave it or change it
- Nutzen Sie Ressourcen und Energiequellen
- Stellen Sie sich weitere Fragen: Was will ich wirklich? Wie will ich leben? Überdenken Sie Ihre Bedürfnisse, den Sinn und die Werte Ihres Lebens.
- Stellen Sie sich die weitere Frage: Wie komme ich dorthin?
- Dann geht’s an die Umsetzung und das Zeitmanagement.
- Auch hier kann professionelle Unterstützung sehr gute Dienste leisten.
Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
(Amerikan. Pilgergebet, das Friedrich Christoph Oetinger (1702 - 1782) zugeschrieben worden ist.)